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Was tun bei Prüfungsangst und Schulstress?

Was tun bei Prüfungsangst und Schulstress?

Stress belastet nicht nur die Erwachsenen. Selbst Kinder und Jugendliche leiden heute darunter. Untersuchungen haben gezeigt, dass schon 72% der 8- bis 10-jährigen unter Erschöpfungszuständen leiden und dass 32% der 12- bis 17-jährigen 1x pro Woche Medikamente gegen Stress nehmen.

„Der Leistungsdruck hat in den letzten Jahren enorm zugenommen,
da die Sorge um eine gesicherte Zukunft wächst und immer höhere Schulabschlüsse erwartet werden.“

Verschiedenen Gründe für Schulstress

Schulstress ist multifaktoriell begründet. Grundsätzlich geht es aber darum, dass Schüler das Gefühl haben, Herausforderungen nicht bewältigen zu können, was dann eine körperliche und psychische Stress-Reaktion auslöst. Die Stressoren/äusseren Ursachen können dabei sehr vielfältig sein:  das soziale Umfeld (Mobbing), Hausaufgabenmenge, Prüfungskumulation, still sitzen zu müssen, wenn man selber ein Bewegungstyp ist, Über- oder Unterforderung, Probleme mit der Lehrperson oder hohe Erwartungen der Eltern.

Hinter all diesen Auslösern stehen aber eigentlich Ängste der Kinder:

  • Angst zu versagen
  • Angst nicht zu genügen
  • Angst, nicht dazu zu gehören
  • Angst vor negativen Konsequenzen

Dauert die Stresssituation länger an, kompensieren Kinder ganz unterschiedlich: die Einen zeigen sich zu Hause plötzlich aggressiv und lassen Druck ab, andere ziehen sich zurück und wirken eher lust- und antriebslos, machen kaum noch mit Kollegen ab. Manche Kinder entwickeln unter Schulstress Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Ausschläge, Appetitlosigkeit. Nicht selten kommt es zu Konzentrationsstörungen, das Gelernte kann an den Prüfungen schlecht abgerufen werden, die Leistungen fallen in den Keller.

„Stress belastet unsere Lernerfolge.
Ausbleibende Lernerfolge verursachen Stress.“

Wenn Eltern bemerken, dass ihr Kind dermassen unter Schulstress leidet, ist es wichtig, mit der Lehrperson Kontakt aufzunehmen und zu sehen, wie man eine gemeinsame Lösung finden kann, um das Kind zu entlasten, bzw. zu stärken.

Schulstress wegen Prüfungsangst

Einige Kinder erleben grossen Schulstress, weil sie unter massiver Prüfungsangst leiden. Hier gilt es erst abzuklären, ob das Kind sich optimal auf die Prüfungen vorbereitet, bevor man andere Massnahmen ergreift.

Optimale Prüfungsvorbereitung beeinhaltet folgende Punkte:

  • das Kind weiss, was geprüft wird / was Prüfungsstoff ist
  • das Kind hat den Prüfungsstoff portioniert (wobei bei der Planung die Eltern behilflich sein sollten)
  • das Kind lernt nicht im letzten Moment vor der Prüfung, sondern hat die Gelegenheit, den Prüfungsstoff zu repetieren
  • das Kind lernt seinem Lerntyp/Lernstil entsprechend (jedes Kind lernt anders!)
  • das Kind kann den Prüfungsstoff erklären
  • das Kind geht ausgeruht an die Prüfung (Frühstück und genügend Flüssigkeit sind zudem wichtig für die Konzentration)

Es ist unterstützend, wenn wir Eltern unsere Kinder dabei etwas begleiten.

Hilfreiche Begleitung:

  • Interesse zeigen
  • sich den Prüfungsstoff erklären lassen
  • ermutigen statt kritisieren
  • gemeinsam den Wochenplan erstellen
  • den Einsatz und die Anstrengung wertschätzen
  • Erfolgserlebnisse verschaffen
  • keinen Druck ausüben

Der letzte Punkt ist wohl der schwierigste und es ist sinnvoll ab und zu als Eltern unsere eigenen Erwartungen an uns und an unsere Kinder zu überdenken.

Prüfungsangst trotz guter Prüfungs-Vorbereitung

Wenn wir sehen, dass unsere Kinder eigentlich optimal auf die Prüfung vorbereitet sind und keine schulische Überforderung durch eine mögliche Teilleistungsschwäche vorliegt und mein Kind dennoch immer wieder unter Prüfungsängsten leidet, sind stressregulierende Massnahmen eine sehr nützliche Alternative:

Mentalcoaching Stressverstärker, welche durch Ängste genährt werden, zeigen sich in Glaubenssätzen, die die Kinder in sich tragen:
„ich muss perfekt sein“, “ ich schaff das nicht“, „ich darf keine Fehler machen“, „was, wenn….“, etc.
Die Kinder glauben dann nicht an ihre Fähigkeiten, sondern drehen in Gedankenschlaufen mit solche programmierten Sätzen.
Affirmationen unterstützen die Kinder dabei, sich auf das Positive zu fokussieren, können entlastend wirken und stärken das Selbstvertrauen.
Affirmationen sollten zusammen mit dem Kind/individuell auf das Kind abgestimmt und immer positiv formuliert werden.

Beispiele:
statt „Ich muss perfekt sein.“  –>  „Ich darf auch Fehler machen“
statt „Was, wenn…“ –> “ Ich bin gut vorbereitet und kann das Gelernte abrufen.“

Mit dem bewussten Atmen kann man das vegetative Nervensystem beruhigen.
Dabei gilt zu beachten: länger ausatmen als einatmen, wirkt beruhigend / länger einatmen statt ausatmen, wirkt aktivierend

Affirmationen lassen sich auch wunderbar während den Atemübungen anwenden, indem man sie sich immer wieder für sich, mit dem Atemfluss, wiederholt. Diese Atemübungen sind sitzend durchführbar.

Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson

Verschiedene Muskelgruppen des gesamten Körpers werden im Wechsel an- und nachfolgend entspannt. Die Anspannung der Muskelpartien dauert etwa 5-7 Sekunden und wird mit dem Ausatmen aufgehoben, was zur Entspannung der jeweiligen Muskelpartie führt. Dieser Entspannungszustand wird für 30-45 Sekunden gehalten. Dabei konzentriert sich die Person auf die Entspannung in den jeweiligen Muskelabschnitten. In den Anspannungsphasen soll die Person normal weiter atmen. (Diese Übungen sind sitzend durchführbar).

Braingym (Gehirngymnastik) nach Paul Dennison

Unter Braingym versteht man konzentrationssteigernde und stressregulierende Übungen: zur besseren Zusammenarbeit beider Gehirnhälften. Zu Braingym gibt es zahlreiche Bücher und Übungskarten, welche im Buchhandel erhältlich sind.

Technik zur Identifizierung unbewusster Ängste nach Luc Nicon (sitzend durchführbar)

T.I.P.I. ist eine körperorientierte Methode zur Deaktivierung von Ängsten, Panik und Stress.

Der Ablauf funktioniert wie folgt:

  • man benötigt eine konkrete Situation, in der die unangenehme Emotion auftritt
  • man nimmt wahr, was dadurch im Körper passiert
  • man lässt die Körperempfindungen sich verändern, bis diese sich beruhigt haben

Die Kinder müssen schon etwas älter sein, um diese Technik zu lernen, da sie nicht ganz einfach in der Anwendung ist. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet hier weitere Infos.

Zusammenfassen bleibt uns zu sagen, dass Schulstress und Prüfungsangst zahlreiche Ursachen haben können. Wir haben aber ebenso zahlreiche Mittel, individuell entgegen zu wirken. Wir haben die Möglichkeit, auf der Stressorenebene, auf der Stressverstärkerebene und auf der stressregulierenden Ebene einzuwirken. Und das eröffnet einen weiten Handlungsspielraum.

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