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Tabuisierung und Stigmatisierung erschweren die Hilfe

Tabuisierung und Stigmatisierung erschweren die Hilfe

Kinder, die mit einem psychisch oder suchterkrankten Elternteil aufwachsen, sind oft erheblich belastet.  Obwohl Eltern mit psychischen oder Suchterkrankungen ihre Kinder lieben und sich anstrengen gute Eltern zu sein, kann sich ihr Erleben und Verhalten durch die Erkrankung verändern und die Beziehungen in der Familie beeinträchtigen, z.B. in Form fehlender Feinfühligkeit oder Fürsorge, bis hin zu körperlicher Gewalt und Vernachlässigung. Die Kinder erleben in akuten Phasen oder auch bei chronisch veränderten Stimmungslagen oft einen Mangel an Zuwendung und müssen in einem ihrem Alter nicht entsprechenden Mass Aufgaben und Verantwortung im Haushalt übernehmen und den Eltern emotionale Stütze sein. Mit Gefühlen von Schuld, Angst, Wut und Scham konfrontiert, fehlen den Kindern häufig Vertrauenspersonen, die ihre Not wahrnehmen und sie ansprechen. Tabuisierung und Stigmatisierung psychischer Erkrankungen führen dazu, dass die schwierige Lebenssituation vom Umfeld des Kindes „übersehen“ oder die Belastungen unterschätzt werden.

Hilfe statt Stigmatisierung

Hilfe für Kinder kann an verschiedenen Punkten ansetzen. Die Tabuisierung und Stigmatisierung ist nicht zielführend. Grundsätzlich brauchen Kinder mit psychisch oder suchterkrankten Eltern das, was alle Kinder brauchen: Sicherheit, Kontinuität, liebevolle Zuwendung, Wertschätzung und Raum für ihre Entwicklung. Eine Bezugsperson, mit der Sorgen, Ängste und Wünsche besprochen werden können, trägt zur Bewältigung der Belastungen bei. Dies kann z.B. jemand aus der Verwandtschaft, eine Lehrperson oder eine professionell vermittelte Patin sein. Besonders wichtig für Kinder mit psychisch oder suchterkrankten Eltern ist es auch, Zeit für sich selbst, für eigene Aktivitäten und Freundschaften zu haben. Diese eröffnen einen Raum, in dem eigene Bedürfnisse gelebt und Distanz zur oft schwierigen familiären Situation und den damit verbundenen Rollenmustern geschaffen werden können.

Kinder können die Belastungen wesentlich besser bewältigen, wenn sie über die Erkrankung des Elternteils informiert sind. Im Gespräch können sie darin unterstützt werden, zu verstehen, was mit dem erkrankten Elternteil passiert und dass sie keine Schuld oder Verantwortung dafür tragen. Die Tabuisierung und Stigmatisierung der Erkrankung ist dagegen nicht förderlich. Eltern und Fachpersonen können Bücher oder Broschüren nutzen, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen und Fragen zu klären.

Weitere wichtige Ansatzpunkte für die Unterstützung von Kindern und ihren Familien sind therapeutische Angebote und die Behandlung, Beratung und Entlastung der Eltern. In der Schweiz sind in den letzten Jahren einige Angebote entstanden, die sich an Kinder und Familien mit einem psychisch oder suchterkrankten Elternteil wenden. Ebenso sind Bücher und Ressourcen verfügbar, die Fachpersonen dabei unterstützen, die Situation betroffener Kinder besser zu verstehen und mit ihnen ins Gespräch darüber zu kommen.

Weitere Ressourcen

  Dokumentation 1

„Mein verrücktes Leben – Von starken Kindern und kranken Müttern“,  2012

Dokumentation 2

„Der Alkohol, meine Eltern und ich“, 2014 

Broschüren

pro juventute (www.projuventute.ch):

  • Wenn ein Vater oder eine Mutter psychische Probleme hat … wie geht es dann den Kindern? Information für Eltern
  • Wenn dein Vater oder deine Mutter psychische Probleme haben … Informationen für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren.
  • Wenn dein Vater oder deine Mutter in psychiatrische Behandlung muss … mit wem kannst du dann eigentlich reden? Informationen für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren. 

Webressourcen

Institut Kinderseele Schweiz: www.iks.ies.ch

Netz und Boden (D), Informationen, Materialien, Downloads, Buchtipps: www.netz-und-boden.de/index.html

Sucht Schweiz, Informationen für Kinder und ihre suchtkranken

Eltern: www.elternundsucht.ch, www.mamatrinkt.ch, www.papatrinkt.ch

Sachbücher


Lenz, Albert/Brockmann, Eva (2013).
Kinder psychisch kranker Eltern stärken.
Informationen für Eltern, Erzieher und Lehrer.
Göttingen: Hogrefe.  


Plass, Angela/Silke Wiegang-Grefe, Silke, (2012)
Kinder psychisch kranker Eltern. Entwicklungsrisiken erkennen und behandeln. 
Weinheim, Basel: Beltz Verlag

Eggermann, Vera /Janaggen, Lina (2005)
Fufu und der grüne Mantel.
Zug: Inthera

Homeier, Schrin, Schrappe, Andreas (2009).
Flaschenpost nach irgendwo.
Frankfurt a.M.: Mabuse-Verlag.
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Tilly, Christiane/Offermann, Anja (2012).
Mama, Mia und das Schleuderprogramm. Kindern Borderline erklären.
Köln: Balance Buch und Medien Verlag.
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Trostmann, Kerstin/Jahn, Rolf (2009).
Der Beste Vater der Welt. 
Bonn: Dachverband Gemeindepsychiartrie e.V.
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von Mosch, Erdmute (2008).
Mamas Monster. Was ist nur mit Mama los?
Köln: Balance Buch und Medien Verlag. 
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Bock, Thomas/Stratenwerth, Irene (2001). 
Die Bettelkönigin.
Köln: Psychiatrie-Verlag
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Boie, Kirsten (2012). 
Mit Kindern redet ja keiner. 
Frankfurt a.M.: Fischer Taschenbuch Verlag
*Affiliate

Engström, Mikael (2007). 
Ihr kriegt mich nicht. 
München. Hanser.
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