Tabuthema Zwangsstörungen: Interview mit Monika Kramer
Spätestens, wenn man in der Boulevardpresse entdeckt, dass Promis mit Tabuthemen zu kämpfen haben, werden diese plötzlich etwas salonfähiger. Eines jener Tabuthemen sind Zwangsstörungen. Wer hätte geahnt, dass Katy Perry, Charlize Theron, Gwyneth Paltrow oder David Beckham davon betroffen sind?
Wann aber spricht man von Zwangsstörungen?
Rituale und Gewohnheiten gehören zum Leben. Sie geben Struktur und Sicherheit. Wenn die Sicherheit jedoch plötzlich dauerndes Ziel der Handlungen ist, wirkt dies sehr einschränkend auf den Alltag und kann sehr belastend werden. Sobald das Gefühl aufkommt, nicht mehr Herr der eigenen Entscheidungen zu sein, sondern durch Handlungsimpulse ständig dirigiert zu werden, ist es ratsam, sich Hilfe zu holen…
Interview mit Monika Kramer
Was hat Dich zu Deiner heutigen Arbeitstätigkeit inspiriert?
Ich war schon immer sehr von der Psychologie angetan und daran interessiert. Nach meiner Ausbildung zur Dipl. Individualpsychologischen Beraterin und durch die Zwangserkrankung meines Sohnes war der Weg relativ klar, dass ich mich auf Zwänge spezialisieren würde. Durch die vielen eigenen Erfahrungen auf unserem „steinigen“ Weg ist mir klar geworden, dass es noch viel Aufklärungsarbeit und Transparenz bei Zwangserkrankung braucht.
Mit welcher Herausforderung hast Du in Deiner Arbeitstätigkeit am wenigsten gerechnet?
Am wenigsten habe ich damit gerechnet, dass Zwangserkrankung nach wie vor ein sehr grosses Tabuthema ist und die Betroffenen sich zum Teil sehr für Ihre Krankheit schämen und leider oftmals viel zu spät Hilfe annehmen. Da wir in unserer Familie immer absolut offen und transparent mit dem Thema umgegangen sind, war es für mich eine neue Sichtweise.
Welche Ziele/Probleme müssen in Deinem Fachbereich aus Deiner Sicht noch angegangen werden?
Aus meiner Sicht sind die offiziellen Stellen zum Teil viel zu bürokratisch und zu schwerfällig, wenn jemand dringend Hilfe braucht und auch die Wartezeiten für einen Termin sind oftmals viel zu lange. Auch müssen die Angehörigen intensiver mit einbezogen werden, und daher möchte ich auch Eltern von Kindern mit Zwängen unterstützen.
Familie und Arbeit: Inwiefern bereichert Deine Familie Deine Arbeit /bereichert Deine Arbeit Deine Familie?
Für mich ist die ganze Kombination eine sehr grosse Bereicherung. Meine Kinder und vor allem auch mein Sohn sind für mich tolle Ratgeber, da sie die ganze Thematik aus kindlicher Sicht sehen und Sven kann sich extrem gut in die betroffenen Menschen einfühlen.
Monika Kramer ist Mutter zweier Kinder, dipl. individualpsychologische Beraterin und auf Zwangserkrankungen spezialisiert. Mehr zu Monika Kramer erfahren Sie unter: http://www.monika-kramer.ch/
Weiterführende Links und Tipps zum Thema Zwangserkrankungen
SGZ – Schweizerische Gesellschaft für Zwangserkrankungen
Die Schweizerische Gesellschaft für Zwangserkrankungen ist eine Anlaufstelle für Fachpersonen, Betroffene und Angehörige Betroffener.
Selbsthilfecenter
Das Selbsthilfecenter ist eine Informations- und Beratungsstelle rund um das Thema Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen in Zürich.
Ich kann nicht anders
Artikel von Evelin Hartmann aus dem wirEltern-Magazin
Zwangsstörung bei Kindern: Computerspiel kann helfen
Artikel aus dem Online-Magazin familienleben.ch
Ricky und die Spinne – Ein Computerspiel gegen Zwänge
Dieses Computerspiel wurde von Dr. Veronika Brezinka entwickelt und ist für 6 bis 12 -jährige Kinder konzipiert, welche unter Zwängen leiden.
Zwänge bei Kindern und Jugendlichen – Ein Ratgeber für Kinder, Jugendliche, Eltern und Therapeuten
Autorin: Sigrun Schmidt-Traub, Verlag: Hogrefe, 2. Auflage 2013, ISBN: 978-3-8017-2522-8