Toleranz und Gleichwertigkeit statt Rassismus
Mitte Mai starb George Floyd durch einen gewaltsamen Polizeieinsatz in den USA. Der Tod des Afroamerikaners führte zu globalen Protestwellen und entzündete zu recht den (erneuten) Kampf gegen den Rassismus. Dank diverser Handyvideos, die Passanten während der Tat gedreht hatten, wurden die Menschen weltweit zu Zeugen. – Die rassistische Tat war plötzlich nicht nur eine Nacherzählung von Betroffenen, sondern wurde direkt miterlebt.
Rassismus und Solidarität
Zuschauer sind genauso Möglichmacher wie Mitläufer. Indem sie nichts tun, billigen sie die Situation, was wiederum die Täter in ihrer Macht und ihrer diskriminierenden Handlung bestärkt. Das gilt nicht nur bei Mobbing, sondern auch bei Rassismus und jegliche Form von Diskriminierung. Deshalb sind Zivilcourage und Solidarität nicht direkt involvierter Personen so entscheidend, denn die Betroffenen können die Situation nicht alleine lösen.
Wir sind alle gleich oder die Problematik der Bewertung
Zugehörigkeit ist ein menschliches Urbedürfnis. Daher sind Ausgrenzung und Diskriminierung höchst verletzend. Die Wurzel des ausgrenzenden Denkens liegt tief in uns drin: wir bewerten alles und jeden. Doch Verschiedenheit darf kein Grund für Ausgrenzung sein.
„Das ist die soziale Pathologie unserer Zeit: dass sie uns einteilt und aufteilt, in Identität und Differenz sortiert, nach Begriffen und Hautfarben, nach Herkunft und Glauben, nach Sexualität und Körperlichkeiten spaltet, um damit Ausgrenzung und Gewalt zu rechtfertigen.“ (Carolin Emcke)
Wie gleich wir sind, zeigt ein sehr berührendes, dänisches Experiment:
Diskriminierung ist eine Form von Gewalt
Wenn wir das Problem der Diskriminierung in der Gesellschaft angehen wollen, dann braucht es eine tiefgründige Änderung. Es reicht nicht, Rassismus in der Schule zu thematisieren und Präventionsprojekte zu starten. Die Veränderung geschieht nicht durch Erklärung, sondern durch Erleben – nicht erst in der Schule, sondern bereits schon von klein auf in der Familie.
Rassismus thematisieren reicht nicht
Was unsere Kinder erleben, prägt sie mehr, als alle Erklärungen, die wir geben. Wer Wertschätzung und Gleichwertigkeit erlebt, braucht nicht andere in die Minderwertigkeit zu drücken. Wer nicht ständig bewertet, sondern bedingungslos geliebt wird, hat ein gesundes Selbstwertgefühl und braucht andere nicht zu verletzen.
Und letztlich geht es nicht nur um Erziehung auf Augenhöhe, sondern auch um Toleranz und Gleichwertigkeit, die wir anderen gegenüber vorleben:
- Wie verhalten wir uns Eltern gegenüber anders denkenden oder anders aussehenden Menschen?
- Wie reagieren wir als Lehrperson gegenüber Eltern oder Schülern aus anderen Kulturen?
- Wie reagieren wir Eltern und Lehrpersonen, wenn jemand diskriminiert wird?