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Weshalb die innere Haltung von Lehrern so bedeutsam ist

Weshalb die innere Haltung von Lehrern so bedeutsam ist

Hast du dich auch schon einmal gefragt, warum verschiedene Lehrer mit ein und derselben Klasse unterschiedlich gut zurechtkommen? Man hört es immer wieder im Lehrerzimmer, dass ein Kollege über eine ganz bestimmte Klasse jammert, während die Kollegin neben ihm erstaunt sagt: „Wieso? Die sind doch gar nicht so schlimm. Bei mir läuft alles gut.“ Wenn wir uns dieses Phänomen einmal ganz sachlich und mit etwas Abstand anschauen, müssen wir ehrlicherweise zugeben, dass die einzige entscheidende Variable in diesem Szenario der Lehrer selbst ist.

Schüler freuen sich auf neue Lehrer und wollen ihnen gefallen

Passend dazu erzählte mir eine Lehrerin vor einiger Zeit von einer Begebenheit in ihrer sechsten Realschulklasse. Ihr Englischunterricht war fast vorbei, als die Schüler sie darum baten, ihnen am Ende der Stunde etwas Zeit zu geben, um ihre Englischbücher weg- und die Mathesachen auszupacken. In der darauffolgenden Stunde sollte nämlich der neue Mathelehrer zum ersten Mal in die Klasse kommen. Die Schüler, so erzählte sie mir, waren in freudiger Erwartung und voller Hoffnung auf einen netten Lehrer. Sie wollten diesem Lehrer gefallen und einen guten ersten Eindruck bei ihm hinterlassen.

Als es dann schließlich zur nächsten Stunde klingelte, warteten alle gespannt auf ihren Plätzen und schauten zur Tür. Schließlich ging diese auf und der neue Mathelehrer kam herein. Er hatte seinen Kopf gesenkt und ging zu seinem Pult. Dort packte er seine Tasche aus, ohne auch nur ein einziges Mal den Blick zu heben und seine neuen Schüler anzuschauen. Die Schüler und auch meine Kollegin, die sich zufällig noch im Raum befand, waren irritiert und den Kindern merkte man an, wie enttäuscht sie waren. Dieser Kollege hatte gerade innerhalb weniger Sekunden alles verspielt.

Die wichtigste Haltung kommt von innen

Wie leicht wäre es gewesen, einen guten Anfang für seine Beziehung zur Klasse zu setzen. Jedoch hatte er eine der wichtigsten Erkenntnisse für ein wertschätzendes Miteinander außer Acht gelassen, nämlich, dass Kinder (und wir Erwachsenen übrigens auch) sich danach sehnen, gesehen zu werden. Sie möchten gesehen und anerkannt und geliebt werden, so wie sie sind. Sie sehnen sich nach Liebe und Aufmerksamkeit. Vor allem aber spüren sie genau, ob ein Lehrer gerne zu ihnen kommt oder nicht.

Dies geschieht unbewusst und dabei spielt erstaunlicherweise das, was der Lehrer inhaltlich sagt, die geringste Rolle, nämlich nur 7%. Viel entscheidender ist die nonverbale Kommunikation und somit die Körperhaltung, Mimik und Gestik mit 55% und die Stimme mit 38%.

Was im hier geschilderten Beispiel offensichtlich ist, läuft in anderen Fällen viel subtiler ab, beispielsweise wenn eine Lehrperson nach außen hin freundlich auftritt, ihre Schüler innerlich jedoch ablehnt. Ihre negative innere Haltung wird sich zwangsläufig in ihrer äußeren Haltung (Körpersprache und Stimme) ausdrücken, da diese untrennbar miteinander verbunden sind. Man kann nicht lachen und gleichzeitig an etwas Negatives denken.

Wenn ich meine Kollegin heute frage, wie der Kollege in ihrer Klasse zurechtkommt, so schüttelt sie bedauernd den Kopf und erzählt von schwerwiegenden Problemen.

Wir mögen die, die uns mögen

Daher halte ich es für sehr wichtig, dass wir Lehrer uns von Zeit zu Zeit ganz ehrlich und unverblümt fragen, wie unsere innere Grundhaltung zu unseren Schülern, ihren Eltern und der Schule im Allgemeinen wirklich ist. Es sollte im Rahmen unserer Professionalität  selbstverständlich sein, bewusst auf eine wertschätzende, positive und respektvolle Grundhaltung zu achten. Nur dann nämlich können wir für die Kinder wirklich gute Lehrer sein. Ein Lehrer, der seine Schüler als nervig, faul oder gar dumm empfindet, wird genau das im Klassenraum von seinen Schülern gespiegelt und somit bestätigt bekommen.

Wer hingegen mit Liebe, Respekt und Wertschätzung auf seine Schüler schaut und zugeht, wird seinen Schülern einen wertvollen Dienst erweisen und ebensolche Verhaltensweisen an ihnen beobachten. Denn in der Schule ist es wie im wahren Leben: Wir mögen die, die uns mögen! Nur ist es hier an uns, als Erwachsene diese positiven Beziehungswerte aktiv in unsere Klassen einzubringen und diese vorzuleben. Dann nämlich ist die Grundvoraussetzung dafür gelegt, dass auch wir zu den Kollegen gehören, die aus ganzem Herzen sagen können: „Bei mir läuft es gut!“

Wenn du nun nach Ideen suchst, wie du deinen Schülern ganz einfach zeigen kannst, dass du sie siehst und damit sofort die Klassenatmosphäre und das Verhalten deiner Schüler verbesserst, dann kannst du hier meine fünf besten und in der Praxis erprobten Anregungen anfordern.

Autorin: Claudia Rehder, https://claudia-rehder.de/

Quellen

Bildquellen: 
Bilder im Blogbeitrag: (c)Claudia Rehder
Portrait von Claudia Rehder: Eveline Conrads vom Fotostudio Eveline Conrads Offenbach

Claudia Rehder

Claudia Rehder ist Gymnasiallehrerin mit langjähriger Erfahrung auch im Haupt- und Realschulbereich an einer Brennpunktschule im Rhein-Main-Gebiet. Als Online-Coach und Trainerin unterstützt sie Lehrer dabei, sich auf der Bühne des Klassenraums so richtig wohl und sicher zu fühlen, sodass sie entspannt unterrichten und souverän mit Schwierigkeiten umgehen können.