Von Zugehörigkeit und dem Mut, NEIN zu sagen
Die Zugehörigkeit ist ein Urbedürfnis des Menschen: Sie steht in der Maslowschen Bedürfnispyramide an dritter Stelle. Deshalb ist es auch so besonders quälend für Kinder und Jugendliche, wenn sie ausgegrenzt und gemobbt werden. Das Gefühl, in solchen Momenten nicht OK zu sein, ist für die Kindern niederschmetternd und aktiviert im Hirn die gleichen Areale wie bei physischem Schmerz.
Um angenommen zu werden, tun Kinder manchmal Dinge, die sie alleine nie täten – einfach, um dazu zu gehören. Wir sprechen dann von Gruppenzwang.
Wie aber können wir das Selbstwertgefühl unserer Kinder stärken, wenn sie ausgegrenzt werden?
Wie können wir unsere Kinder darin bestärken nicht um jeden Preis dazu gehören zu wollen, sondern in manchen Fällen ganz bewusst, NEIN sagen zu können?
Wir haben zu dieser Thematik zwei wunderbare Bilderbücher gefunden, welche wir hier vorstellen möchten…
Cave, Kathryn/Riddell, Chris: Irgendwie Anders. Oetinger Verlag, 1994. ISBN: 378916352X
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Dieses für Kinder geschriebene Bilderbuch erzählt die Geschichte einer kleinen Gestalt, die von allen anderen ausgestossen wird, weil sie „irgendwie anders“ sei. Nachdem alle Versuche, sich anzupassen, gescheitert sind, und „Irgendwie Anders“ schon aufgeben will, lernt er eine weitere Gestalt kennen, die anders als alle Anderen ist – auch anders als er selbst. Er freundet sich mit ihr an und realisiert, dass sie sich sehr mögen und verstehen, obwohl sie verschieden sind. Am Ende der Geschichte nehmen die beiden auch weitere Gestalten und Personen in ihren kleinen Freundeskreis auf, die bisher „irgendwie anders“ genannt worden waren, weil gerade dieses Anderssein sie zusammenschweisst.
Das eher kurz gefasste Buch ist sehr liebevoll illustriert und zeichnet die Charaktere wunderbar auf; man kann sich äusserst gut in die verschiedenen Figuren hineinfühlen. Durch die einfache, kindgerechte Beschreibung des schwierigen Themas, ausgeschlossen zu werden, wird Kindern die Botschaft vermittelt, dass es viele verschiedene Wege gibt, Freundschaft zu schliessen und der Versuch, sich krampfhaft den Anderen anzupassen, meist nicht den erhofften Erfolg bringt. Vor Allem aber erklärt das Buch, dass man sich selbst bleiben soll und dadurch die stärksten Freundschaften bildet.
Pauli, Lorenz/Schärer, Kathrin: mutig, mutig. Atlantis Verlag, 2006. ISBN: 9783715205557
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Dieses kleine Buch erzählt vom Gruppendruck und seinen Folgen, anhand schöner Illustrationen einer Gruppe von Tieren. Es geht um eine Mutprobe, welche immer gefährlicher, von den Teilnehmern aber durchgeführt wird, um dazuzugehören. Als sich der Spatz schliesslich weigert, mitzumachen, wird den anderen Tieren klar, dass gerade dies Mut darstellt. Die Moral der Geschichte ist, dass es am mutigsten ist, zu solch gefährlichen Vorschlägen Nein zu sagen und zu sich selbst zu stehen, ohne sich dem Gruppendruck zu beugen.
Das Buch eignet sich gut für Kinder im Allgemeinen, da Gruppendruck in der heutigen Zeit doch leider Gang und Gäbe ist. Es liefert emotionale Unterstützung dafür, sich nicht zu verstellen oder in Gefahr zu bringen, nur um dazuzugehören. Ausserdem wird der Mut, sich gegen den Strom zu stellen, sehr gelobt.
Buchrezensionen von Julia Wegner für edufamily®